21. Spieltag: VfB Lübeck - SV Waldhof Mannheim

Dieses Spiel war wirklich ein Krampf, man hat bei beiden Mannschaften deutlich gesehen warum sie da untern drin stehen. In der ersten Hälfte fand ich unsere Mannschaft sogar ein bisschen besser. Mannheim hatte zwar ein bisschen mehr Ballbesitz war aber total harmlos bis auf ein, zwei gefährliche Flanken und das Tor kam wirklich aus dem Nichts. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Farrona Pulido der offensiv neben Sommer noch irgendwie der einzige Aktivposten war, ging aber lange wirklich gar nichts mehr und das Spiel hatte ein wirklich grausames Niveau. Der Ausgleich kam dann auch ziemlich aus dem Nichts, danach hat die Mannschaft aber wirklich stark gespielt und Mannheim hatte irgendwie wirklich erschreckend wenig Selbstvertrauen.

Wo ich anderen aber recht geben muss, unser Mittelfeld hatte heute wirklich einen grausamen Spielaufbau, gefühlt eine Passquote von 25 %. Wenn wir in diesem Winter nochmal nachlegen sollte ein spielstarker Mittelfeldspieler ganz oben auf der Wunschliste stehen. Bolands gute Performance nach der Einwechslung sollte meiner Meinung nach nicht darüber hinwegtäuschen, dass er das auch nur bedingt ist. Solange niemand Neues da ist, würde ich trotzdem gegen 1860 Boland für Egerer und Facklam für Akono bringen.

Spielerkritiken:

Klewin: Beim Gegentor chancenlos, ansonsten kaum was zu tun, da Mannheim erschreckend offensivschwach war.

Sommer: Für mich mit der beste Lübecker auf dem Feld, defensiv aggresiv und immer wieder mit guten Vorstößen.

Löhden: Der Turm in der Schlacht, hatte großen Anteil das Boyd heute kein Land gesehen hat.

Reddemann: Ebenfalls seinen Anteil an der guten Defensivleistung gehabt, aber auch einige Schnitzer im Spielaufbau.

Sternberg: Defensiv sehr solide, offensiv weitestgehend unsichtbar, da könnte von ihm noch mehr kommen.

Egerer: Absolut katastrophal, gefühlt ne Passquote von 20 %, defensiv aber weitestgehend sattelfest, jedoch nicht so agressiv wie man sich das wünschen würde.

Taffertshofer: Sehr viel Licht und Schatten heute. Auf der einen Seite defensiv top mit sehr vielen wichtigen Ballgewinnen, auf der anderen Seite war sein Spielaufbau kaum weniger katastrophal als der von Egerer.

Hauptmann: Sehr unauffällig und gefühlt nie durchgebrochen, wobei er mit Carls auch den meiner Meinung nach besten Mannheimer heute als Gegenspieler hatte.

Gözüsirin: Am Anfang noch auffällig und bemüht, mit ein paar interessanten Ideen. Im Laufe des Spiels dann aber abgetaucht, weswegen seine Auswechslung folgerichtig war.

Farrona Pulido: Bis zu seiner Auswechslung der einzige Offensive der mir gefallen hat aber auch mal wieder ein bisschen zu eigensinning, was bei ihm doch auch irgendwie typisch ist.

Akono: Weitestegehend ein Phantom, wie leider so oft.

Velasco: Natürlich der Matchwinner mit seinem Doppelpack, man muss aber auch ehrlich sagen, das er bis zu seinem Tor kaum im Spiel war und ähnliche Probleme hatte wie Hauptmann auf der anderen Seite. Durch sein Tor hat er dann aber richtig Aufwind und Selbstvertrauen bekommen und war wesentlich besser drin, gerne so weiter.

Breier: Unaufällig aber doch ganz solide, auf der für ihn ungewohnten Position auf der 10.

Facklam: Hatte großen Anteil an der Wende. Technisch wirkt er immer etwas unbeholfen aber er macht die Bälle trotzdem besser fest als Akono und bewegt sich auch besser im Raum. Sollte gegen 1860 auf jeden Fall starten.

Boland: Seine Agressivität und Laufstärke ist immer wieder beiendruckend und er hat heute dank dieser Attribute nach seiner Einwechslung wirklich frischen Wind reingebracht. Man hat aber auch in ein, zwei Szenen wieder gesehen warum er seinen Platz in der Startelf verloren hat (mangelnde Handlungsschnelligkeit, Streuung im Passpiel). Da es die Konkurrenz aber auch nicht wirklich besser macht, sollte er trotzdem gegen 1860 wieder starten.

Thiel: Nicht groß aufgefallen, hat aber mit ein, zwei intelligenten Aktionen geholfen das Ding über die Zeit zu bringen.

Kann dem Beitrag von @theorenwulf in vielen Dingen beipflichten. Die Leistung von Florian Egerer fand ich auch zum wiederholten Male erschreckend. Der kriegt keinen Ball nach vorne, ihm fehlt Tempo und jeglicher Offensivdrang. Mit diesen Defiziten hat er in Liga eigentlich nichts zu suchen - kann mich kaum an einen Auftritt in dieser Saison erinnern, der mich überzeugt hat. Zusammen mit Tafferthofer war er heute die große Schwachstelle. Für Taffertshofer gilt ähnliches, aber er hat die bessere Physis und mehr Präsenz.

Was mir etwas unter den Teppich gekehrt wird, ist die organisatorische Leistung vom Gegner. Mannheim hat den VfB gut ausgelesen und nach 15 Minuten viel unter Kontrolle gehabt. In erster Linie haben sie den Spielaufbau aus dem Zentrum, der ohnehin schon schwach ist, unterbunden. Die Wege auf die Außen sind dann meist zu weit. Entweder benötigt man in der Folge Unterstützung von einem defensiven Außen oder eine gute Einzelleistungen von einem Offenisvspieler - und von denen ist die Hälfte in der Regel in einem chronischen Formtief (Hauptmann) oder es fehlt vielleicht generell die Klasse (Akono).

Dass Mannheim aus dieser Überlegenheit zu wenig gemacht hat, ist die andere Sache. Boyd scheint das Waldhof-Spiel eher eindimensional zu machen. Am Spiel selbst beteiligt der sich gar nicht und durch die superzweikampfstarke Defensivzentrale konnte Mannheim sich kaum mal durchsetzen und ihn bedienen. Trotzdem hätte der Waldhof einen Punkt verdient gehabt. Der Unterschied aus VfB-Sicht war heute, dass man sich teuer verkauft hat, ein paar entscheidende Zweikämpfe hatte, die dazu beitrugen Gegner-Chancen zu unterbinden, weshalb es "nur" 0:1 stand. Und am Ende hat man auch Glück, dass die zwei Schüsse reingingen. Aber dieses Glück hat man sich halt auch erarbeitet, in dem man sich entsprechend verkauft hat.

70 Minuten habe ich nichts gesehen was Hoffnung auf den Klassenerhalt machen könnte. Am Ende bleiben neben dem Ergebnis in der Hinsicht Velascos Zug zum Tor und die Tatsache, dass wir Waldhof nach der Unterbrechung schlicht den Schneid abgekauft und Torszenen herausgestolpert, äh erzwungen haben.

Aber mit Blick auf den Spielaufbau oder "10-15 Meter höher stehen" bin ich erstmal ernüchtert. Das war gar nichts. Innenverteidigung und defensives Mittelfeld Totalausfälle mit Ball. Egerer heute leider mit dem schlechtesten Spiel seit er unser Trikot trägt - im Gegensatz dazu war er im letzten Halbjahr aus meiner Sicht einer der stabilsten. Taffertshofer immerhin mit einigen sehr wichtigen Ballgewinnen. Akono mit Willen aber furchtbarer Zweikampfquote. Wo war die angekündigte Spielidee mit langen Bällen auf die Außen? Die beiden konnten einem Leid tun. Am Spielende konnte man sehen dass es in dieser Liga auch oft reicht, den Gegner mit Bällen hinter seine Kette zu stressen und das Spiel so nach vorne zu verlagern. Bitte spielt einfacher Fußball, hier gehts nicht um Schönheitspreise, und für Ballstafetten reichts einfach nicht.

Auch bei mir war die Ernüchterung zunächst groß aber es stimmt schon, dass du in solchen Spielen auch mal Erfolgserlebnisse brauchst. Wie sie zustande kommen spielt erstmal keine Rolle. Der VfB hat sie herausgearbeitet/erzwungen und sich belohnt. Solche Spiele haben wir in der Hinrunde noch verloren (Freiburg II). Das Selbstvertrauen sollte nach dem zweiten Sieg in Folge auf jeden Fall gewachsen sein und vor 60 müssen wir uns nicht verstecken.
This contribution was last edited by Dionysos_040 on Jan 20, 2024 at 10:04 PM hours

Spielernoten

Herrlich, in dem Spiel war doch alles dabei. Eine erste Hälfte, die gezeigt hat, warum beide Mannschaften um den Abstieg spielen. Die zweite hälfte bis zum Schneeball, in der ich auch am verzweifeln war und mir durchaus der Gedanke in den Kopf schoss, wie Lübeck den Nichtabstieg nur schaffen soll. Schnee auf beiden Seiten. 2 Spaßvögel, die wohl ähnliches dachten und einen Grund finden wollten, nicht mehr die Lohmühle "besuchen zu müssen". Der Doppelwechsel mit Boland und Facklam, der das Spiel komplett veränderte. Und dann noch ein Sahnetag von Velasco wie Facklam gegen Bielefeld. Dieser Sieg schmeckt am Ende super und ist immens wichtig.

Die doppel 6 mit Taffertshofer und Egerer hat z.b. gegen Sandhausen super funktioniert. Egerer ist einer der Gewinner der Hinrunde und ein 6er, der seinen Job grundsätzlich gut macht. Heute war ich froh, dass er irgendwann ausgewechselt wurde, aber was hier über ihn geschrieben wurde, geht dann doch zu weit.

Generell kann man nicht erwarten, dass zwei typische 6er, die defensive Aufgaben übernehmen, gemeinsam das Spiel perfekt gestalten können. Defensiver als Taffertshofer und Egerer gleichzeitig aufzustellen, können wir gar nicht spielen. Erwartet doch nicht, dass die 2 zusammen im Ballbesitz Bäume ausreißen. Der Trainer scheint die Wahl zu haben, defensiv sicherer zu stehen oder mit Boland mehr Drang nach vorne auf Kosten der Defensive zu erhalten. Am Ende hat ja alles gepasst

Egerer hat seit 55 Spielen (!) keinen Scorerpunkt mehr erzielt, in der 3. Liga. Das ist einfach zu wenig und Zeugnis seines Talents, wenn man mich fragt. Trotzdem zeigt er immer hohen Einsatz, hat eine gute Zweikampfquote. Aber das ist einfach zu wenig und dieses "zu wenig" spiegelt sich leider dann auch im VfB-Spiel wider.

Ansonsten würde ich vieles aus dem Spiel heute auch nicht zu kritisch sehen. Es überwiegt doch bei weitem, dass man nie die Kontrolle in der Defensive verlor. Und dass man wieder mal ein gutes Drittel des Spiels nach vorne konzeptlos wirkte, lag meiner Meinung nach an der guten Organisation von Mannheim, die mit dem Personal und der Routine eigentlich nicht absteigen dürften. Dass auch Mannheim mit so viel Spielkontrolle vorne nicht zur Entfaltung kam, spricht durchaus für den VfB.

Und btw - mal nachgeguckt: Taffertshofer hat in seinen letzten 50 Drittligaspielen 1 Scorerpunkt geleistet (Vorlage in der Hinrunde gegen Halle). Bei über 100 Spielen ein einziger Scorerpunkt - das sagt alles über das Mittelfeld und das wissen wohl auch die Gästetrainer...
This contribution was last edited by Kuchenblock on Jan 21, 2024 at 12:16 AM hours

In 1. Linie ist es wichtig, dass wir dieses 6-Punkte-Spiel gewonnen haben und darüber sollten wir uns alle freuen.
Schade war natürlich, dass unsere Jungs erst ab der 70 min. begonnen haben, sich Torchance zu erspielen aber heute waren sie kaltschnäuzig und höchst effektiv beim Torabschluss.
Genau das, was uns sonst immer gefehlt hat.
Großes Kompliment an Velasco! Die beiden Dinger muss man erstmal so machen.
So war der Sieg in Sandhausen nicht umsonst und wir haben unsere Serie weiter ausbauen können.
Mit Sicherheit war es offensiv bis zur 70 min. viel zu wenig, vor allem, wenn du zu Hause spielst.
Auf jeden Fall hat Schnorrenberg zum Ende gut reagiert und scheinbar die richtigen Spieler gebracht.
Facklam, Breier und Bole haben das Spiel neu belebt.
Vor allem Facklam hat sich viel besser bewegt, als Akonno vorher und ist immer wieder angelaufen.
Das hat mir gut gefallen.
Velasco wurde auch deutlich stärker, als er auf die rechte Seite gesetzt wurde. Kompliment an dieser Stelle auch nochmal an Löhden, der Boyd gut im Griff hatte.
Gözüsirin, Egerer und Hauptmann waren heute ziemlich schwach.

Mal wieder sehr harter Tobak von dir. Da erschleicht sich mir das Gefühl, dass du diese Saison scheinbar recht wenig VfB Spiele geschaut hast, aber natürlich trotzdem in altbekannter Polemik losfeuerst. Egerer war klar einer der Gewinner der Hinrunde und als nimmermüder Staubsauger vor der Abwehr elementar wichtig. Schau dir vielleicht als Beispiel nochmal den Auswärtskick in Regensburg an und du wirst sehen, dass Egerer sehr wohl auch offensiv - mit klugen öffnenden Pässen und raumgreifenden Bewegungen bei solider Endgeschwindigkeit - für Belebung sorgt. Gestern war die Leistung definitiv mies, aber deine pauschale Schelte lässt schwer ertragen und ist auch einfach inhaltlich falsch.

Wenn wir mit zwei defensiv geprägten 6ern spielen und Tarik auch keinen Sahnetag erwischt, wird es natürlich schwierig, ins offensive Drittel zu gelangen. So bleibt übrigens auch jeder Stürmer dieser Welt abgemeldet, trifft nicht nur auf Akono zu. Da muss man schon Fragen, was Schnorrenbergs Machtplan war. Von den guten Ansätzen in Rostock war leider nahezu nichts zu sehen. Mannheim war zwar deutlich ballsicherer (vielleicht ein Verdienst des Trainingslagers) aber offensiv zum Glück genauso planlos. Das macht Hoffnung.

Alles was wirklich zählt, sind aber eh allein die 3 Punkte. Davon brauchen wir noch sehr viele und daher ist es mir das fußballerische Niveau für die Rückrunde ausnahmsweise komplett egal. Wir sind dran, wir bleiben dran. Auf geht’s VfB!

Ich finde halt, dass das zentrale Aufbauspiel unsere große Schwäche ist und für mich sticht da der Egerer heraus. Fast jede Woche kann man sehen, wie wir zentral vom Gegner hoch angelaufen werden und wie unser Spiel darunter leidet, man keine Lösung findet und meistens in Rückstand gerät. Es wird seine Gründe haben, warum man auf Rang 17 steht, auch wenn jeder für sich genommen seine Stärken hat.

Kritik tut manchmal weh. Dass das subjektiv jeder anders sieht, ist in Ordnung. Wenn ich nach dem Spiel an der Bushaltestelle warte, raufe ich mir auch immer die Haare bei dem Gesprächsstoff der anderen Stadiongänger - und umgekehrt sicher genauso. Leben und Leben lassen und hier und da vielleicht doch mal eine andere Idee mit nach Hause nehmen.

Kein Grund hier (mal wieder) persönlich zu werden oder mit irgendwelchen Unterstellungen eine Position anzugreifen, zumal als Moderator.