11. Spieltag: SV Drochtersen/Assel - VfB Lübeck

Einstellung, Tempo und Einsatz haben vom Anpfiff weg gestimmt, da kann man den Jungs keinen Vorwurf machen. Dass die erste Chance von D/A reingeht und danach ein glasklarer Elfmeter, den man selbst aus Stade noch sehen konnte, nicht gepfiffen wird, ist auch Spielpech. Aber was danach passiert ist, da kann man sich nur an den Kopf fassen. Es wird versucht die Situation spielerisch durch das Zentrum zu lösen. Es gibt keinen Plan B. Irgendwann wird der Ball verloren und mit einem 50m-Pass schwimmt die Abwehr.

Als ich den Namen Fabio Dias in der Aufstellung von Drochtersen gesehen hab, schwante mir schon Böses. Ihn habe ich ein paar Mal beim MSV Pampow in der Oberliga gesehen und dort hat er die Gegner im Alleingang plattgemacht. Das Konzept vom Gegner war daher ganz einfach, neben einer eingespielten Defensive und mannschaftlicher Geschlossenheit. Ich weiß ja nicht, wie man beim VfB scoutet, aber möglicherweise liegt da noch Einsparpotential, wenn man den aktuellen Bierpreis mit fehlenden Geldern argumentiert.

Der VfB legt ein wirklich schwaches, eindimensionales Spiel hin. Mit den Ideen und dem Spiel aus aus der sportlichen Führung könnte man vielleicht gegen Almere City, TOP OSS oder Helmond Sport in der 2. holländischen Liga mithalten. Aber in Drochtersen und gegen Teutonia verliert man damit halt. Überhaupt kein variables Offensivspiel, hinten läuft man ins offene Messer, Standard-Situationen mit null Gefahr. Die Spieler scheinen noch von Pfeiffer überzeugt zu sein, ansonsten würde man diesen zahnlosen Fußball nicht 1:1 umsetzen...

Wie schon an anderer Stelle gesagt, braucht es da mal ein Korrektiv. Dieser akademische Reißbrettfußball hat in der Regionalliga nichts zu suchen, zumindest in unserer Situation. Und wenn das so weiter geht, überlegt man sich beim nächsten Mal 2 x, ob man für diese eitle Art Fußball zu spielen weiterhin quer durch die Republik gurkt.

Ich kann mich den vielen kritischen Beiträgen nur anschließen: Die Schonzeit ist vorbei, stumpfes Gepöbel bleibt aber ebenso unangebracht.

Zum Spiel:

Die erste Halbzeit kann man aus 2 Perspektiven sehen. VfB dominiert spielerisch und zeigt z.T. gute individuelle Ansätze, ohne aber die ganz großen Chancen zu kreieren. Nach einem vollkommen unnötigen Fehlpass im Aufbauspiel fällt mit dem ersten Schuss von D/A das 0:1 und der fällige Strafstoß für den VfB wird verwehrt, ehe mit dem zweiten Torschuss dann das 0:2 fällt. In der Halbzeit war ich noch immer guter Hoffnung, dass wir Zählbares mitnehmen, weil mir die Einstellung und auch spielerische Ansätze gefallen haben. Man kann die 1. Halbzeit aber auch anders sehen: D/A hatte von Beginn an 0 Respekt oder gar Angst vor uns. Sie haben uns fast provokant den Ball in die Füße gelegt, weil sie von ihrem eigenen Stärken überzeugt waren und genau wussten, wie sie uns besiegen werden. Ein rotzfrecher und in allen Belangen abgewichster Auftritt von D/A in Halbzeit 1.

Wahrscheinlich ist diese zweite Sichtweise näher an der Realität. Dafür spricht zumindest die 2. Halbzeit, die nach meiner Auffassung der eigentliche Skandal war. Kaum Aufbäumen, keine Ideen, völlige Eindimensionalität und Hilflosigkeit. Dass sich zu allem Überfluss nun auch noch Gründemann in die Fehlerkette einreiht, passt ins Bild.

Im Hinblick auf den Verletzungsstand ist das Fehlen einiger Spieler für meine Begriffe weniger das Problem, als dass ganz offensichtlich einige Spieler dringend eine (Denk-) Pause brauchen.

Sezer: Ihn und Fakhro habe ich lange in Schutz genommen aber langsam reicht es. Die Unterstellung der Arroganz geht mir zu weit aber da muss eine ganz andere Körpersprache her. Seine Standarts sind katastrophal, das Antizipieren seiner Mitspieler gar nicht vorhanden. Bislang ist sein Auftreten ein einziges Missverständnis - so weh mir diese Worte fallen. Wer als Stürmer gefühlt 10x pro Spiel im Abseits steht, in den seltensten Fällen die 1 zu 1 Situationen für sich entscheiden kann und zusätzlich nicht mehr über die eigentliche Waffe der Standarts verfügt, der gehört nicht auf den Platz.

Fakhro: Er ist leider vollkommen orientierungslos. Ich kann ihm spielerische Qualitäten abgewinnen, die er aber überhaupt nicht in das Mannschaftsspiel einfließen lassen kann. Bei ihm ist meiner Meinung nach in besonderem Maße LP gefragt. Der Trainer ist dafür zuständig, diesem Kerl spielerisch eine Richtung zu geben. In dieser Form brauchen wir ihn jedenfalls ebenso wenig auf dem Platz. Dass ihm Uzun vor die Nase gesetzt wurde, ist auf Grundlage der gezeigten Leistungen folgerichtig.

Boland: Er braucht dringend eine Pause. Ich schätze ihn sehr aber es war vor der Saison klar, dass er hin und wieder auch Regenerationen braucht. Er reibt sich zu stark ab und kann merklich weniger Impulse setzen. Generell gefällt er mir auf der 10 deutlich besser.

LP: Von ihm müssen nun Impulse kommen, die weit über das Einsetzen von U21-Kickern hinausgehen. Auch ich empfinde unser Spiel zu eindimensional und zu berechenbar. Auch in der Regio gibt es seit 15-20 Jahren Videoanalysen, womit man unserem Spiel zu einfach entgegencoachen kann. Ein PlanB scheint es nur personell, nicht aber ernsthaft spielerisch zu geben.
Ich erwarte hier auch eine Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Lars Hopp, der in der U21 scheinbar gute Arbeit leistet.

Die Frage, die hier bereits jemand gestellt hat, haben wir gestern auch durchgespielt. Ich spitze mal zu: Nehmen wir an, dass wir die Aufstiegsrunde als 5. erreichen und als einziger für die 3. Liga melden. Nun gewinnen wir aus unerklärlichen Gründen die Relegation. Welche Spieler haben uns eigentlich bis hierhin überzeugt, sodass wir ihnen ein Angebot unterbreiten würden?
Das zögerliche Nachdenken macht deutlich, dass wir leider noch nicht allzu viel erreicht bzw. entwickelt haben.

Zum Glück ist erst ein Viertel der Saison um. Jetzt muss Selbstkritik von allen Seiten her. Da nehme ich alle ins Gebet: Spieler, Trainer, Verantwortliche und ewig nörgelnde Besserwisser. Es war klar, dass es kein Selbstgänger wird, und dass es nur gemeinsam geht.